Sonntag, 30. Dezember 2007

Geld ausgeben für das Sparen*



Ökologische Steuerreform
und
marktwirtschaftliche Dynamik


Ernst Dorfner

 
*„Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr in den neuen Gedanken, als in der Befreiung von den alten, die sich bei allen, die so erzogen wurden (...) bis in die letzten Winkel ihrer Geistesart verzweigen.“

John M. Keynes,
Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1935, Vorwort

Dieses Zitat sei all denen zugeeignet, welche der Titel dieser Arbeit paradox erscheint. Sie mögen sich prüfen, wie sehr sie vom neoklassisch-monetaristischem Denken - auch als Nicht–Ökonomen - geprägt sind. Da in dieser Schule Geld keine (wesentliche Rolle) spielt, nur als ‚Schleier über den realen Vorgängen des Tausches’ (veil of barter) liegt, bleibt monetäres Sparen nur ein ziffernmäßiges Abbild des realen Sparens. Es ist zu hoffen, dass diesmal – im Gegensatz zu den 30-iger Jahren – die Befreiung von den alten Gedanken doch noch rechtzeitig greift





(...) wird schon seit langem die Idee der ‘Grenzen des Wachstums’ diskutiert und auch ein Null-Wachstum empfohlen. Aus der Analyse der ökonomischen Dynamik ergibt sich aber, dass ein Null-Wachstum -- d.h. Verzicht auf wachsende (Netto-) Investitionen (...) - nicht möglich ist. Die Alternative zum Wachstum ist nicht Stabilisierung (...), sondern Krise bzw. Schrumpfung. Wenn man dieses erkennt, stellt sich noch dringender die Frage, inwieweit unter Beibehaltung der Wachstumsdynamik durch Internalisierung externer Umweltkosten (...) eine Qualifizierung des Wachstums erfolgen kann.“ Hans Ch. Binswanger ,
‘Geld & Wachstum’, 1994, S.119ff


1.Von Kostenwahrheit wird im Zusammenhang mit der ökologischen Steuerreform gesprochen. Aber auch von ‚Steuern, die steuern’.
Doch was heißt ‚Kostenwahrheit’? Und was soll gesteuert werden? Der vermehrte Einsatz von Arbeit statt Energie[i]? Oder statt Kapital? Wobei der Energieeinsatz in der herrschenden Lehre als Kapitaleinsatz berücksichtigt wird und gerade nicht als Faktor ‚Natur’’[ii].
Oder geht es bei der ökologischen Steuerreform um die Umkehrung der Verdrängung von Menschen durch Maschinen, Geräten, also Realkapital?
Der populäre Slogan beschreibt eher diffus. Teilweise – so der Eindruck – wird sogar ein falcher, romantisierender Zugang vermittelt.[iii]

Die Schulwissenschaft redet allein von einem neuen Gleichgewicht[iv], das sich durch Veränderung der Preis-Parameter einstellt. Auswirkungen auf einzelne ökonomische Kenngrößen könnten demnach mathematisch ermittelt werden. Im Fall der Umweltgüter müssten dabei allerdings staatlicherseits Preise gesetzt werden, weil diese der Markt nicht oder nicht richtig hervorbringt. Die durch dieses Marktversagen entstehenden externen Kosten sind dann „nur“ zu internalisieren , damit alles wieder ins Lot kommt.

Wie hoch aber sind die wahren oder externen Kosten? In ausgefeilten Gutachten werden sie berechnet. Doch was im Endergebnis so exakt aussieht, bleibt letztendlich beliebig. Es hängt allein von der Auswahl bestimmter Eingangsparameter oder bestimmter Bewertungen ab.[v]
Die Sozialökonomie wird wohl in vielfacher Hinsicht mathematisiert, was der herrschenden neoklassisch-monetaristischen Schule den Anschein einer wertfreien exakten Wissenschaft verleiht. Diese Exaktheit trügt jedoch. Sie wird mit dem Außerachtlassen von – vor allem sozialpsychologischen – Effekten erkauft, die nicht mathematisierbar sind. Damit nabelt sich die herrschende Schule aber selbst vom sozialem Ganzen ab.[vi]
In der laufenden Diskussion geht es nur um die richtige Allokation der einzelnen Produktionsfaktoren. Dann würden die sich so ergebenden Preise der Produkte die tatsächlichen Knappheiten beschreiben, unabhängig davon, ob es sich um Konsum- oder Investitionsgüter handelt. Weiteres kann dann dem Markt überlassen bleiben, der alles „als pfiffige technische Einrichtung zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt.“[vii].

Die Bemühungen um eine richtigere Allokation sind nun sicherlich unbedingt zu betreiben. Doch allein damit wird die anstehende Problematik nicht zu lösen sein. Es wird ja nicht gefragt, was diese unsere Wirtschaft überhaupt antreibt, wodurch die Fülle an Produkten zustande kommt. Sie ist ja nicht einfach da, so wie Geld nicht einfach da ist.

Dabei scheint entscheidend, dass die Rolle der Investitionen in unserem Wirtschaftssystem falsch oder zumindest unzureichend gesehen wird.[viii]. Es wird zwar kundgetan, dass die Investitionen notwendig sind für den technischen Fortschritt. Um aber investieren zu können, müsse gespart anstatt konsumiert werden. Demnach wäre der Zins auch die Belohnung für das Sparen oder die Enthaltsamkeit. Wird zuwenig investiert, weil zuwenig gespart wird, wäre eben der Zinssatz zu niedrig.[ix]
Wird dagegen nicht gespart, weil alles verkonsumiert wird, gibt es somit keinen technischen Fortschritt. Es sind dann allein der Mangel des Zurückbleibens in der Produktivität und damit in der Wettbewerbsfähigkeit, der die entscheidende Auswirkung des Nichtssparens und der Nichtinvestition ist.
Wenn dann noch die Meinung im Raum schwebt, dass der technische Fortschritt eher schon schädlich ist – weil er menschliche Arbeit verdrängt und die Umwelt noch mehr belastet -, dann scheint es nicht nur gerechtfertigt, sondern unter diesen Umständen prozesshaft auch möglich, dieses Geld nicht zu sparen, sondern über Steuern in Form von Sozialtransfer auszugeben.

Dabei wird nun aber nicht gesehen, dass die Investitionen, --oder genauer gesagt-- die Netto-Investitionen[x]--, die Dynamik und damit die Systemerhaltung des marktwirtschaftlichen Systems bestimmen.

Es geht somit nicht um die Frage, verstärkt wieder den Menschen statt Kapital einzusetzen.

Es geht vielmehr um den Einsatz von Kapital in eine neue Richtung, wodurch nicht mehr die menschliche Arbeitskraft, sondern der Verbrauch von Natur rationalisiert wird.

So wird die Dynamik der (Netto)-Investitionen die Voraussetzung, damit die Statik der Änderung der steuerlichen Belastung überhaupt wirken kann. Erst dort, wo sich etwas bewegt, kann ja eine Richtungsänderung bewirkt werden
. Zum Vergleich: Auch der ‘Schwung’ im Alpinschifahren setzt sich aus der statischen Belastungsänderung vom Berg- auf den Tal-Ski und der Dynamik der Talfahrt und der daraus resultierenden Kraft zusammen. Der Schwung ist die Voraussetzung für den ‚Schwung’. Steuerung gelingt nur in der Bewegung.


2.
Die Dynamik der Wirtschaft ist vom Wirtschaftswachstum geprägt.

Diese apodiktische Behauptung ist zu begründen, soll nicht der Eindruck entstehen, es würde nur diesem Wachstum das Wort geredet.
Es werden folglich nicht die Grenzen des Wachstums, wie sie etwa der ‘Club of Rome’ nachweist, angezweifelt oder abgetan. Sie werden sehr bewusst gesehen. Und sie sind auch letztlich der Anlass dieser Untersuchung. Doch geht es in dieser hier laufenden Auseinandersetzung bewusst nicht darum, unser Wirtschaftssystem durch ein anderes zu ersetzen. Wer von ökologischer Steuerreform spricht, akzeptiert grundsätzlich - zumindest aus pragmatischer Sicht - dieses marktwirtschaftliche System.
Somit geht es nur um eine Reform. Reform setzt aber die Kenntnis der Eigengesetzlichkeit voraus, die zeigt, welche Teile des Systems konstitutiv sind und welche verändert werden können.

Nach der Dynamik der Marktwirtschaft und ihrer Eigengesetzlichkeit wird nun aber von der gängigen ökonomischen Wissenschaft überhaupt nicht gefragt und damit diese auch nicht beschrieben. So fehlt dieser Zugang auch in der Frage der ökologischen Steuerreform.[xi]

Dieser Mangel hat nun dazu geführt, dass politisch das Wirtschaftswachstum meist als ‘Dogma’ oder als ‘Fetisch’ stilisiert wird. Da es also etwas nicht systemnotwendiges und verzichtbares ist, kann es in der Reformuntersuchung nicht nur außer Acht gelassen werden. Vielmehr resultiert daraus sogar eine Politik, die alles Mögliche unternimmt, um diesen Fetisch von der Wand zu reißen. Widerstand gegen Wachstum wird ausgeübt, weil es mehr als unnotwendig betrachtet wird. Und wer es noch als notwendig zu begründen versucht, tut dies güterwirtschaftlich, also wegen der Befriedigung des bestehenden Bedarfes.

Die systemtheoretische Begründung aber fehlt.

Diese politische Praxis des Widerstandes wird am heftigsten von denen ausgeübt, die angetreten sind, grundsätzliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Alternativen anzubieten. Makaber ist nun aber, wie sehr sie doch wieder Gefangene des Etablierten, nämlich ihrer eigenen Ausbildung gerade im ökonomischen Bereich sind.
Auch sie sehen nicht über den neoklassischen gleichgewichtstheoretischen Tellerrand hinaus und kommen damit - so wie ich meine - zu fatalen ökonomischen und politischen (Kurz-) Schlüssen.

Bei der Ermittlung der wahren Kosten wird nach diesem neoklassischen Ansatz davon ausgegangen, dass Geld aus einem vorhandenen Geldbestand (stock of money)[xii] heraus nur einmal ausgegeben werden kann. Wenn somit Geld für etwas ausgegeben wird, das zum Abbau von Natur, Gesundheit, Ruhe usw. führt bzw. zum Reparatur dieses Abbaues notwendig ist, dann wird zugleich unterstellt, wir würden damit auch monetär ärmer. Ressourcenökonomisches Sparen bilde sich demnach auch über monetäres Sparen ab. Oder genauer: Um mit einem vorhandenen Geldbestand ressourcen-ökonomisch möglichst viel zu erreichen, müssen die für bestimmte Vorhaben getätigten montären Ausgaben möglicht niedrig sein. Nur so könne umgekehrt mit dem vorhandenen Geld möglichst viel erreicht werden.[xiii]

Die Bemühungen mit der Kostenwahrheit einen neuen Bewertungsmaßstab zu schaffen, führen so nicht dazu, möglichst viele und hohe Investitionen hervorzubringen, sondern vielmehr, viele Investitionen überhaupt einzusparen bzw. zu verhindern. Dabei wird dann oftmals auch nicht mit dem geforderten neuen Maßstab gemessen, sondern mit dem alten, weil sich so bestimmte Projekte eher als unwirtschaftlich hinstellen lassen.


3.„Erst durch ein Wachstum des Produktionsprozesses entsteht in der modernen Wirtschaft die Möglichkeit, dass die Erträge der Firmen größer werden als die Kosten, dass also Gewinne gemacht werden können. [xiv]

H. Ch. Binswanger beschreibt das Wirtschaftswachstum als Zwang in einer von Privaten organisierten Wirtschaft, deren Antrieb der einzelwirtschaftliche Gewinn ist.[xv] Da die Wirtschaft jedoch auf Dauer kein monetäres Nullsummenspiel sein kann, bei dem die Gewinne der einen mit den Verlusten der anderen zu Null saldieren, sondern grosso modo alle einen Gewinn machen (müssen), muss sie monetär wachsen[xvi].

Diese simple und eigentlich selbstverständliche Antwort wird in der gängigen Lehre nicht gegeben, weil die Frage gar nicht gestellt wird, wie es denn möglich ist, dass die Produkte insgesamt zu Preisen verkauft werden können, die in Summe um den Bruttogewinn höher sind als die Herstellkosten.
Gewinn ist ja für die Neoklassik lediglich eine Frage der Allokation und nicht des Wachstums.[xvii]

Diesem monetären Wachstum muss aber auf der güterwirtschaftlichen Seite ein realer Anspruch gegenüberstehen, soll das Ganze nicht eine Schimäre sein, d.h. in inflationäre Geldentwertung ausarten. Daraus resultiert somit das reale Wachstum.

Sowohl monetäres als auch größtenteils reales Wachstum kommen aber nur durch (Netto)-Investitionen zustande, die gerade nicht aus Ersparnissen finanziert werden.

Dieses Ausmaß an (Netto)-Investitionen und des dafür zusätzlich und ausgegebenen Geldes bestimmt damit die Höhe der gesamtvolkswirtschaftlichen Gewinnrate und letztlich damit die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung, wie sie M. Kalecki bereits Mitte der 30-iger Jahre beschrieben hat[xviii].
Wenn es aber ohne Wachstum auf Dauer keine Gewinne gibt, dann gibt es auch keine Veranlassung für die Unternehmer, überhaupt zu investieren. Es gehen somit auch die Ersatzinvestitionen zurück. Die Wirtschaft schrumpft. Dies ist so neu nicht. Doch vergessen scheint, was Keynes mit ‘dem Graben von Löchern’ und der daraus entstehenden zusätzlichen monetären Nachfrage metaphorisch zusammenfasste[xix].
Geradezu unfassbar aber ist, wie verstärkt wiederum Gedankengut ausgegraben wird, das in den frühen 30-iger Jahren in Deutschland zu 6 Millionen Arbeitsloser führte und erst den Weg für einen Adolf Hitler und die bis 1928 bedeutungslose Nazi-Partei ebnete. [xx]

So wird immer wieder davon geredet, dass, wenn Geld in ein bestimmtes Projekt investiert wird, es dann wo anders fehlt. Diese ‘Spartheorie’ ist typisch der neoklassisch-monetaristischen Theorie vom (monetären) Sparen als Voraussetzung der Investitionsmöglichkeit geschuldet.[xxi] Sie verkennt ganz und gar, wie Geld entsteht und was Geld überhaupt ist.[xxii] Sie verkennt damit in weiterer Folge den Unterschied zwischen dem Verhalten eines Haushaltes – auch des staatlichen – und dem Verhalten der Unternehmer als Kollektiv. [xxiii]
Es kann deshalb auch nicht Aufgabe der Politik sein, Unternehmen von Investitionen abzuhalten, weil sie vermeintlich zu teuer sind,
Solche Äußerungen weisen darauf hin, dass die Komplexität unserer Wirtschaft nicht nur von der Theorie her, sondern auch im allgemeinen Verständnis zu niedrig eingestuft wird. Da die Theorie mit Wachstum nichts anzufangen weiß, kann sie auch die Folgen eines mangelnden Wachstums nicht begründen.[xxiv] Doch nicht nur die Analysen von Binswanger zeigen, dass Wachstum nicht nur zur Zielerreichung, zur Befriedigung des Bedarfs (was immer darunter verstanden wird) benötigt wird.

Mit dem Take-off zur Geldökonomie hat die Wirtschaft einen Komplexitätsgrad erreicht, der Wachstum und damit auch (Netto)-Investitionen nicht nur zur Zielerreichung, sondern auch zur Systemerhaltung braucht.

Um es wiederum in einem Vergleich plastischer zu machen: Das Flugzeug hat den Zielort schon erreicht, bereits unter sich, kann aber aus irgendeinem Grund nicht landen. Es fliegt Warteschleifen.
Niemand käme dabei auf die Idee, nun die Triebwerke abzustellen, um Treibstoff zu sparen. Denn wir wissen: Sobald das Ding nach dem Take-off ein ‘Flug’zeug in der Luft ist und nicht mehr ein ‘Fahr’zeug oder ‘Steh’zeug am Boden, braucht es weiterhin Geschwindigkeit zur Erzielung von aerodynamischen Auftrieb. Es braucht also ausreichend Geschwindigkeit nicht nur zur Zielerreichung, sondern auch zur Systemerhaltung. Sein Komplexitätsgrad ist höher als der eines Luftschiffes, das vom aerostatischen Auftrieb getragen wird und diesen nicht erst durch Bewegung schaffen muss.

Wie sehr nun aber der Komplexitätsgrad unserer Wirtschaft unterschätzt wird, geht auch aus all den Nachhaltigkeitskonzepten hervor, wie sie in den letzten Jahren zu Hauf entstanden sind. Diese Konzepte sehen immer nur die reale Seite unserer Wirtschaft, die sich in monetären Größen abbildet. Dass das Geld jedoch eine eigenständige Rolle spielt, nicht neutral ist, vermögen die Verfasser nicht zu erkennen oder zumindest nicht zu berücksichtigen.[xxv] Die Funktion der (Netto)-Investitionen – und deren Abschreibung – zur Systemerhaltung bleibt außer Betracht.[xxvi]

Dieser Mangel, die Wirkungzusammenhänge zwischen realer und monetärere Seite zu berücksichtigen, lässt diese Konzepte sehr mechanistisch und aufgesetzt erscheinen. Sie organisieren sich nicht selbst. Nicht so sehr, weil die Menschen unwillens sind, sparsamer und nachhaltiger mit den Gütern umzugehen. Vielmehr wird es an den Funktionsbedingungen des Geldes liegen, die nicht berücksichtigt werden. Gelingt es nicht, diese in die Nachhaltigkeitskonzepte einzubauen, werden diese auch nicht umsetzbar sein.


4.„‘Die List der Vernunft’ (Hegel), die im geldwirtswirtschaftlichen System wirkt, besteht nun darin, dass sich die Produzenten durch Aufnahme von Krediten aus neugeschöpftem Geld gleichzeitig die Nachfrage schaffen, die nötig ist, damit sie ihre (bereits fertigen E.D) Waren mit Gewinn absetzen können.“ So H.Ch. Binswanger[xxvii]

Mit anderen Worten: Unsere Wirtschaft bringt in einen simultanen Prozess nicht nur Güter und Dienstleistungen hervor, sondern auch das Geld, mit dem wir diese kaufen.
Unternehmer müssen sich verschulden, um produzieren zu können. Aus dieser Verschuldung, d.h. aus einem privatrechtlichen Vertrag, geht das Geld hervor, über das nicht nur unsere Wirtschaft, sondern vielmehr unsere ganze hochkomplexe Gesellschaft so überaus effizient organisiert ist[xxviii] - aus Gewöhnung vermögen wir das allerdings nur erahnen - so dass uns ein Ausstieg aus diesem System undenkbar erscheint.

Geld entsteht aus Kredit und Verschuldung, ist die Institutionalisierung von Vertrauen, wenngleich viele neoklassische Ökonomen dies nicht so zu sehen vermögen und Geld für sie zu aller erst nur Tauschmittel - also ein Ding - ist.
Der Kredit ist das Produkt der Kreditinstitute, das den generellen Zustand des Misstrauens zwischen den Menschen mit zum Dokument gewordenem Vertrauen überdeckt. Geld bringt Vertrauen in die Gesellschaft. Dieses Vertrauen muss sich jedoch in Form der Kaufkraft des Geldes ständig bestätigen[xxix].
Geld als Ausfluss der logistischen Sozialfunktion ‘Kredit’ macht so die persönliche Sicherheit, Bequemlichkeit, Mobilität und Entscheidungsfreiheit des modernen Menschen und die Rationalität und den hohen Organisationsgrad der modernen Gesellschaft und Wirtschaft erst möglich.[xxx] Das Prinzip der Selbstverstärkung, wie es Hans Jonas[xxxi] - allerdings für die materielle Seite unsere Wirtschaft beschreibt, nicht aber für die monetäre -, wirkt auch hier. Ohne die Logistik des Kreditsystems hätte sich, so meine ich, die – trotz aller heute vorgebrachten kritischen Einwände – hocheffizient produzierende Seite unserer Wirtschaft nicht so entwickeln können.
Es steht daher außer Frage, dass eine Gesellschaft und Wirtschaft ohne Geld keine gesellschaftliche Akzeptanz finden würden. Zu sehr sind wir alle auf Geld fixiert.

Dieser Kredit macht es damit aber auch möglich, dass Natur immer stärker wirtschaftlich usurpiert und verwertet werden kann. „Natur wird in Geld verwandelt.“[xxxii]

Geld aber bringt die Wirtschaft nur hervor, wenn sie ausreichend wächst. Verschuldung bedeutet ja das ‘Auf das Spiel setzen’ von Eigentum, von Vermögen. Es ist das Pfand, das Vertrauen schafft.
Niemand aber setzt sein bereits Erworbenes auf das Spiel, wenn er/sie dabei nicht auf ein Mehr, einen Mehrertrag zur Mehrung seines/ihres Vermögens, das sich in Geld ausdrückt, hoffen kann.
In Gesamtheit funktioniert das aber nur deshalb, weil und so lange sich grosso modo für alle Unternehmer ein Mehrertrag ergibt.
Die Wirtschaft ist damit aber kein Nullsummenspiel mehr.

Das Wachstum der monetären Nachfrage kommt nun idealtypisch über die Netto-Investitionen der Unternehmer zustande[xxxiii]. Über dieses Mehr an dafür notwendigen Krediten entsteht jenes Geld, das es überhaupt erst möglich macht, dass die Produkte der Vorperiode heute mit einem Gewinnzuschlag verkauft werden können[xxxiv].
Im historischen Zusammenhang ist in Summe (nahezu) sämtliches Geld so entstanden ist. [xxxv]

So wie der Flugzeugkapitän sein hochkomplexes System ‘Flugzeug’ nicht erhalten kann, ohne weiter zu fliegen, so können wir somit unser hochkomplexes System ‘Wirtschaft’ nicht erhalten, ohne weiter zu investieren. Natürlich müssen wir all das immer wieder bezahlen, was wir investieren. Aber nur dann und nur solange entsteht überhaupt Geld, damit wir überhaupt bezahlen können. Im anderen Fall kommt es so wie beim Flugzeug zum Absturz und Zusammenbruch des Systems, hier des Geldsystems. Womit das monetäre Sparen überhaupt seinen Referenzrahmen verlieren würde.

Mit der ökologischen Steuerreform ist somit viel mehr als nur die Korrektur der Marktallokation zur besseren Berücksichtigung und Bewertung der Umweltgüter angesprochen.
Es geht um den Erhalt, um die Rettung unseres Wirtschaftssystems insgesamt, in dem Netto-Investitionen immer weiter notwendig sind.

Erweiterungsinvestitionen als auch Rationalisierungsinvestitionen in Richtung ‘Arbeit’ können jedoch neben dem anstehenden sozialen und ökologischen auch das anstehende ökonomische Dilemma nicht mildern oder gar beseitigen, sondern nur verschlimmern.
Als einziger Ausweg scheint deshalb die Ökologisierung des Steuersystems gangbar, das Anreize in Richtung einer stärkeren (Weg)-Rationalisierung des Energie- und Umweltverbrauches schaffen soll.

Es mag deshalb paradox klingen, ist es aber in der Tat nicht:
Die Unternehmer müssen für das Sparen an Umweltverbrauch möglichst viel Geld ausgeben.

Dieses Geld, dass das Einkommen der Privaten und des Staates bildet, muss allerdings auch wieder für die damit erzeugten Produkte ausgegeben werden, Es kann aber auch nur dann ausgegeben werden, wenn es vorher die Unternehmer ausgeben. Sparen sie an diesen Ausgaben, dann fehlt überhaupt das Einkommen, das sparsam ausgegeben werden kann.


5.Das Ziel einer ökologischen Steuerreform ist die Reduzierung der Arbeitskosten und die Erhöhung der Kosten von Energie und Umweltverbrauch, nicht um so vermehrt auf direktem Wege Arbeit statt Energie und Umweltverbrauch einzusetzen, sondern um damit die laufenden Investitionen in ausreichend hohem Ausmaß in Richtung (Weg)-Rationalisierung von Energie- und Umweltverbrauch statt in (Weg)-Rationalisierung von Arbeit und in Erweiterungsinvestitionen zu leiten. Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, die Baugrube statt mit einem Bagger mit viel Arbeitern mit Schaufel und Scheibtruhe auszuheben, sondern einen energieeffizienteren, leiseren und reparaturfreundlicheren Bagger zu entwickeln, zu bauen und den ‘alten’ damit zu ersetzen. Hier finden die Menschen Arbeit und nicht beim Ausheben der Baugrube.

Insofern trifft es auch nicht das Wesen unserer Wirtschaft, wenn einfach verglichen wird, bei welchem Vorhaben mit dem gleichen Geldaufwand mehr oder weniger Arbeitskräfte beschäftigt werden[xxxvi].

Hier gilt es zu erkennen, dass (Netto)-Investitions[xxxvii]- nicht durch Konsumausgaben - auch die des Staates - ersetzt werden können. Höhere kreditfinanzierte Konsumausgaben[xxxviii] führen zwar heute gleichfalls zu einer höheren Nachfrage, auf Dauer aber nicht zu einem Wirtschaftswachstum, sondern nur zu inflationären Preisauftrieben, (Netto)-Investitionen dagegen heute gleichfalls zu einer höheren Nachfrage, der aber morgen auch ein – je nachdem – quantitativ höheres oder qualitativ höheres - Warenangebot auf dem Fuße folgt. So wird heute bei quantitativem Wachstum Inflation immer wieder durch eine wachsende Warenmenge weitgehend abgefangen. Und würde morgen bei qualitativem Wachstum der höhere Preis auch eine höhere Qualität im Sinne der Nachhaltigkeit anzeigen.
Weiter geht es aber auch darum, dass sämtliches vorhandene Geldeinkommen von den privaten und staatlichen Konsumenten verkonsumiert wird und so zu den Unternehmern wieder zurückfließt, die dieses und neugeschöpftes Geld wieder investieren[xxxix]. Nur so kommen (Netto)-Investitionen zustande und wird ein gesamtvolkswirtschaftlicher Gewinn möglich[xl].

Diese sehr wichtige Erkenntnis bleibt bei einer neoklassischen Betrachtung völlig verborgen. Hier ist es gleichgültig, wofür Geld ausgegeben wird. Es ist sogar so, dass Geld, für privaten oder öffentlichen Konsum ausgegeben anstatt gespart, auch nicht investiert werden muss.

Nicht Unterbindung von Wachstum, sondern um die Qualifizierung des Wachstums ist also die Antwort.

Nachdrücklich sei auch darauf verwiesen, dass exponentielles Wirtschaftswachstum sich in einem von Wirtschaftsperiode zu Wirtschaftsperiode ansteigenden Ausmaß von Netto-Investitionen ausdrückt[xli]. So ergibt sich daraus eine Wirtschaftsspirale statt einem Wirtschaftskreislauf.[xlii]

Ein ausreichendes Ausmaß an Netto-Investitionen zur Aufrechterhaltung unseres Wirtschaftssystems ist somit unbedingt notwendig. Sie sind das ‘Um und Auf’ unseres Wirtschaftssystems, das durch Private getragen wird. Dabei sind es die Unternehmen, die idealtypisch diese Investitionen ständig immer weiter zu unternehmen müssen. Hierzu aber müssen sie Kredite aufnehmen, sich verschulden.[xliii]
In der Folge stehen die Unternehmen aber immer wieder vor der Frage, ob die mit diesen Krediten hergestellten Erzeugnisse am Markt auch verkaufbar sind, um so ihre Schulden wieder los zu werden. Nur wenn das so weiter funktioniert --und nur dann-- kann auch der Staat über diesen Prozess ausreichend alimentiert. Und nur dann kann er in der Wirtschaft punktuell – und nur punktuell - hier helfend einspringen.
Hier allerdings kommt die Frage auf uns zu, ob dieser Investitions-Gewinn-Mechanismus weiter auch unter der Bedingung der Qualifizierung – oder genauer gesagt, unter der Bedingung einer Entmaterialisierung des Wachstums – funktionieren kann.[xliv] Ob dies alles mit entmaterialisierten Dienstleistungen verwirklicht werden kann. [xlv]

Diese auf Sicht sehr entscheidende Frage müssen wir aber vorerst unbeantwortet lassen.

Keinesfalls kann der Staat neben und stellvertretend für die Wirtschaft hier etwas unternehmen. Mit dem Schrumpfen der Wirtschaft gehen auch dessen Einnahmen zurück --und damit dessen Handlungsfähigkeit, wie dato zu bemerken ist.

Hier allerdings scheint auch die noch auf uns zukommende Frage zu liegen, ob dieses wirklich auch unter der Bedingung einer Qualifizierung - oder genauer gesagt - unter der Bedingung einer Entmaterialisierung des Wachstums möglich wird. Ob dies alles mit entmaterialisierten Dienstleistungen verwirklicht werden kann.

Wenn wir aber Investitionen unbedingt brauchen, dann gilt es festzuhalten, dass sowohl Erweiterungsinvestitionen als auch Rationalisierungsinvestitionen in Richtung ‘Arbeit’ das anstehende soziale und ökologische Dilemma nicht mildern, sondern nur verschlimmern können.
Als einziger Ausweg scheint deshalb die Ökologisierung des Steuersystems gangbar, das Anreize in Richtung einer stärkeren (Weg)-Rationalisierung des Energie- und Umweltverbrauches schaffen soll, aber als wichtigste Voraussetzung eine funktionierende Wirtschaft hat, deren Voraussetzung aber ein gesellschaftlich-ökonomisches Klima ist, welches die Unternehmer zur Investition auch einlädt und nicht abhält.



6.Es geht um die Lenkung von Investitionen in eine zukunftsverträgliche Richtung. Somit geht es nicht um Nicht-Investitionen, sondern um Investitionen. Dies sei deutlich herausgestellt.
Demnach geht es auch darum, ein positives gesellschaftliche Klima für Investitionen zu schaffen, die allerdings in die richtige Richtung gegen müssen. Dahingehend ist politische Überzeugungsarbeit zu leisten.
Kontraproduktiv ist es deshalb , immer nur von der Profitgier der Unternehmer zu reden. Diese Meinung verkennt, wie wir alle in diesem System, das eben dieses Erwerbsstreben instrumentalisiert hat[xlvi], integriert sind und kein anderes wollen. Darum haben wir uns für eine Reform entschlossen – und nur um eine Reform geht es hier.

So sehr es deshalb richtig ist, darauf zu achten, dass wir uns den ‘ökologischen Ast’, auf den wir sitzen, nicht absägen,, so sehr gilt dies auch für den ‘ökonomischen Ast’. Es sollte trotz allem bewusst sein, dass unsere offene demokratische Gesellschaft und ihre Konfliktschlichtungsmechanismen auch von diesem ‘Kreditsystem’ getragen sind.
Dieses Kreditsystem kann – so meine ich - deshalb auch nicht demokratisiert werden, weil es erst die Voraussetzung für ein demokratisches System schafft: Die unabhängige Einzelperson. Diese ist nur in diesem System möglich, weil sie durch dessen Strukturen - und nicht durch Menschen - objektiv diszipliniert wird[xlvii]. Anderen Systemen gelingt dies immer nur durch subjektive staatliche oder religiöse Repression.

Mit einem Zusammenbruch dieses Kreditsystems würde aber auch die offene Gesellschaft noch weiter auseinanderbrechen, als sie es derzeit schon ist. Weil eben das Geldsystem viele traditionelle Sozialstrukturen mit entsprechenden Verpflichtungsmustern, wie etwa die Familie, die Dorfgemeinschaft, die einfach gelernte Hilfsbereitschaft – scheinbar - nicht mehr braucht, verlernen wir auch zunehmend, mit diesen umzugehen. So fielen wir nach einem Zusammenbruch des Kreditsystems nicht auf diese Sozialstrukturen zurück, sondern ins Leere, in der, so ist zu fürchten, sich vor allem faschistisch-autoritäre Gewaltstrukturen durchsetzen würden.

Einziger alternativer Ausweg scheint dagegen, jene Alternativen verstärkt aufzugreifen, die ursprünglich von der Alternativbewegung konzipiert wurden und verstärkt auf informelle, nicht in Geld entlohnte Arbeit zurückgreifen.[xlviii]

Wenn wir diese Alternativen im Vergleich aber zu mühsam abtun, heißt das, uns der Aufgabe zu stellen, uns mit dem vorhandenen System zu arrangieren und jene Investitionen auszuwählen, die wir als ‘ökologisch verträglich’ ansprechen können. Dass es bei dieser Auswahl vielfach sehr kontrovers zugehen wird, ist verständlich. Doch gerade das sollte die politische Aufgabe sein: Offene und nicht von vorneherein ideologisierte Gespräche zu führen. Und mehrheitliche Entscheidungen anzuerkennen, die immer im ‘Gaubereich’ liegen werden.


Es ist jedoch illusorisch, auf einen Mechanismus zu hoffen, der von sich aus alles zum Besseren wendet und dabei den Menschen außer Obligo lässt. Aber auch die ökologische Steuerreform wird dies nicht leisten, da auch damit zu grob gehobelt wird.

Hansjörg Herr[xlix] hat das mit Worten beschrieben, die just jetzt einen sehr aktuellen Bezug haben: „Die Ökonomie kann sowenig wie die Gesellschaft insgesamt technokratisch gesteuert werden. (...) Dem entspricht die banale Tatsache, dass eine Gesellschaft nicht von oben reguliert werden kann, wenn die Masse der Individuen ein anderes Interesse verfolgt oder sich entzieht. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, einen halbwegs breiten Konsens herauszubilden - der Konsens kann dabei über diktatorische oder gar faschistische Regime (!! E.D) hergestellt werden[l] (...) -, bewegt sich in eine politische Blockade, die dann zwingend auch die Ökonomie lähmen muss.“
In einer Fußnote ergänzt er dann unter Bezugnahme auf das ‘Wirtschaftswunder’ nach dem 2. Weltkrieg:
„Die stofflich technologische Entwicklung war unumstritten, es gab einen breiten Klassenkompromiss, (...). Ein Teil der gegenwärtigen Krise ist auch dem Auseinanderbrechen dieser für die Ökonomie positiven Faktoren geschuldet. Derzeit ist sowohl die technologische Entwicklung, der beste Weg zur Verhinderung der Umweltkatastrophe, die Art der Regelung der internationalen Beziehungen, (...) umstritten“ .

Diese Aussagen sind doppelt zu unterstreichen. Es kann nur fatal sein, wenn politisch einerseits für systemkonforme Reformen vehement gekämpft wird, andererseits gegen konstitutive Bestandteile des Systems genauso vehement angerannt wird. Um es konkret auszudrücken:
Wer für eine ökologische Steuerreform ist, muss auch für das Wachstum der Wirtschaft sein, das mit dieser Reform in die richtige Richtung gelenkt werden soll.

Einen breiten Makrokonsens hierfür herzustellen, scheint eine der wichtigsten politischen Aufgaben.


7.
Dies ist jedoch nur eine Seite, die auf das Investitionsklima einwirkt.

Da die Rationalität unseres Wirtschaftssystems letztlich auf Geldvermehrung ausgerichtet ist, kommt es sehr auf das Zins-Wachstumsdifferential an, wo von den Unternehmern investiert wird. Stephan Schulmeister [li] hat sich damit empirisch auseinandergesetzt und gezeigt, dass bei einem positiven Zins-Wachstumsdifferential, wie es seit Anfang der 80-iger Jahren in den maßgebenden Industriestaaten vorherrschend ist, die Unternehmen wenig Bereitschaft zu Realinvestitionen zeigen. Sie investieren vielmehr in ertragreichere Finanzanlagen, womit der Staat als der einzige Netto-Schuldner übrig bleibt, der den Haushalten und dem Unternehmenssektor als Netto-Gläubiger gegenübersteht. Dieser kommt damit in eine immer größer werdende Bedrängnis[lii], wenn er das Budget nach Abzug des Zinsendienstes (Primärbilanz) weiterhin in ein Defizit mündet. Die Verschuldung steigt dann stärker als das Sozialprodukt, so dass die Ausgaben-Einnahmenschere immer weiter aufgeht.
Schulmeister plädiert deshalb für „eine deutliche und nachhaltige Zinssenkung, womit die „Budgetkonsolidierung am wirksamsten erleichtert würde“[liii]. Und zwar auf doppelte Weise: Einmal durch Reduzierung des Zinsenaufwandes für die bereits angehäuften Schulden, zum zweiten durch die erhöhte Bereitschaft der Unternehmer, wieder mehr in Realinvestitionen zu veranlagen. Damit würden sowohl die Einnahmen des Staates steigen als auch die Sozialtransfers für Arbeitslose reduziert.

Deutlich stellt er auch heraus, dass „der Zusammenhang zwischen den von den Notenbanken gesteuerte Diskontsatz und der Anleihe- und Kreditzinsen überaus eng“ ist[liv]. Daraus leitet er ab, dass die Notenbanken Preissetzer und nicht Preisnehmer am Geldmarkt sind[lv]. Die Höhe des Zinses ist damit grundsätzlich gestaltbar und nicht ein durch einen anonymen Marktmechanismus bestimmtes Datum. Allerdings bedarf es dazu einer einheitlichen Politik der verschiedenen Nationalstaaten, damit die Bemühungen eines einzelnen Staates nicht unterlaufen werden.

Von großer Bedeutung ist im Zusammenhang mit einer ökologischen Steuerreform und der damit bezweckten Senkung der Lohnkosten aber auch der Nachweis von Schulmeister, dass die Einkommens- und Finanzposition der Unternehmen von der Entwicklung der Zinsen in höherem Maß beeinflusst wird als von der Entwicklung der Löhne. Steigt etwa die Inflation von 3% auf 4%, so steigen damit die Lohnkosten bei Erhaltung der Kaufkraft um knapp 1 (von 103 auf 104), wohingegen bei einem Realzins von 2% die Zinskosten von 5% auf 6% um 20% steigen.
Wenn es also darum geht, das Wirtschaftswachstum nicht abzuwürgen, sondern darum, dass es, in die richtige Richtung gelenkt, auch ausreichend groß ist, dann sind auch die Wirkungen des Zinses in die politischen Entscheidungen mit einzubeziehen.

Nicht zuletzt darf aber auch darauf verwiesen werden, dass mit den empirischen Belegen von Schulmeister auch die hier vertretene Position über die Systemerhaltungsfunktion des Wachstums bestätigt wird. Die Schulden des Unternehmenssektors und des Staates wachsen weiterhin, wenngleich erstere unterproportional zum Wachstum des BIP, dafür jedoch die des Staates überproportional[lvi] [lvii]. Das Wachstum der Verschuldung durch Netto-Investitionen der Unternehmen und des Staates aber macht es möglich, dass weiterhin gesamtvolkswirtschaftliche Gewinne erzielt werden können.

Da nun aber auch der Staat sein Budget dringend konsolidieren muss, wird die Herausforderung noch stärker, die Unternehmen wieder in höherem Ausmaß zu Netto-Investitionen zu veranlassen. Die damit verbundene Politik[lviii] muss aber auch durch eine ökologische Steuerreform begleitet sein, um diese Investitionen in die Richtung hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft leiten [lix].


8.Aus diesen Einsichten sind nun konkrete politische Aufgaben und Ziele ableitbar. Diese aber können weder von einem kognitiven Verharren in einem stark paläoliberalen Spar-Denken, das von einem starren Geldbestand ausgeht, der sich auf die einzelnen Produktionsfaktoren aufteilt[lx], (angebotsorientierte Wirtschaftspolitik), noch von einer Rückkehr zum Vulgärkeynesianismus (Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik) und einer Politik der „Entknappung von Geld“[lxi] gekennzeichnet sein. Weder das Vertrauen auf die Selbstheilkräfte des Marktes und damit eine Laisser-faire-Politik, noch eine Rückkehr zu technokratischen Lösungsmustern von Sozialingenieuren, wie sie letztlich auch mit Nachhaltigkeitskonzepten angesprochen werden, kann die Antwort sein.
Es geht vielmehr um die konsequente Bemühung um einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die zukünftige Entwicklungsrichtung. Dieser Konsens gibt dann erst der Wirtschaft wieder ein einheitliches Ziel, welches notwendig ist, um dass Vertrauen in die zukünftigen Erwartungen[lxii] (Keynes) zu stärken. Nur dann wird die Wirtschaft aus sich heraus wieder stärker investieren und ein qualitatives Wachstum möglich sein. Denn, wie schon Keynes erkannte, „können die Pferde zwar zur Tränke geführt, aber nicht zum Saufen gezwungen werden.“

Die gegenwärtige finanzpolitische Misere bedarf zu ihrer Bereinigung neben deutlicher struktureller Veränderung auf der Ausgabenseite einer kräftigen Wirtschaft, die den Staat zu alimentieren auch in der Lage ist. Damit aber bleibt als Herausforderung für die Politik, die disperse bis chaotische Politik, die sich auf die gesamte Gesellschaft überträgt, zu überwinden und ein gemeinsames übergeordnetes Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung glaubhaft vorzugeben. Nur dann zeichnet sich auch für die Wirtschaft jener Pfad ab, der sie zu entsprechenden Investitionen veranlassen kann.

Linz, /August 1995



Literatur:

Binswanger, H. Ch., Geld & Natur, Weitbrecht, 1991
Binswanger, H. Ch./ Flotow, P. von, (Hrsg.),
Geld & Wachstum, Weitbrecht, 1994
Binswanger, H.Ch./Ginsburg, Th.
Wege aus der Wohlstandsfalle, Fischer TB, 1979
Binswanger, H.Ch./Ginsburg, Th.
Wege aus der Wohlstandsfalle, Fischer TB, 1979
BM für Umwelt Makroökonomische und sektorale Auswirkungen einer
umweltorientierten Energiebesteuerung, Kurzfassung,
BM für Umwelt, Bd. 25
Die Grünen Die Zeit ist reif für einen neuen Aufbruch
Diskussionsgrundlage, unveröffentlicht, 1995
Dieren, Wouter van Mit der Natur rechnen, Birkhäuser, 1995
Dorfner, Ernst Der Zins in der modernen Geldwirtschaft, in Binswanger/Flotow, 1994
Duchrow, Ulrich Alternativen zur kapitalistischen Weltwirtschaft,
Gütersloher Verlagshaus, 1994
Gore, Al Wege zum Gleichgewicht, S. Fischer, 1992
Greenpeace Deutschland Ökosteuer – Sackgasse oder Königsweg, Kurzfassung, Eigenverlag, o.J.
Herr, Hanjörg, Geld, Kredit und ökonomische Dynamik in marktvermittelten
Ökonomien-- die Vision einer Geldwirtschaft, V. Florentz, 1986
Hirschman, Albert O Leidenschaften und Interessen, Suhrkamp, 1987
Huber, Joseph Anders arbeiten, anders leben, Fischer TB, 1979
Huber Joseph Erwerb und Eigenarbeit, Fischer TB, 1985
Jaeger, Franz, Natur und Wirtschaft, Verlag Rüegger, 1994
Jonas, Hans Technik, Medizin, Ethik, Suhrkampt TB, 1987
Kalecki, Michal Theorie der wirtschaftlichen Dynamik, Europa-Verlag, 1966
Keynes, John M. Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes,
Duncker & Humblot, 1936
Österreichische Nationalbank,
Notenbank und Währung, Informationsschrift 1985/86,
Eigenverlag, 1985
Pastoralamt der Diözese Linz,
Mensch und Umwelt Folge 19, 1995
Riese, Hajo Geld – das letzte Rätsel der Nationalökonomie,
in Schelkle/Nitsch, Rätsel Geld, Metropolis, 1995
Robinson, Joan, Über Keynes hinaus, Anmerkungen zur Theorie der wirtschaftlichen
Entwicklung, Europa Verlag, 1962
Schmid-Bleek, Friedrich Wieviel Umwelt braucht der Mensch, Birkhäuser, 1994
Spahn, Heinz-Peter, Stagnation in der Geldwirtschaft, Campus, 1986
WIFO, Österr. Institut für Wirtschaftsforschung,
Monatsberichte 3/95, Eigenverlag
WIFO, Österr. Institut für Wirtschaftsforschung
Monatsbericht 3/95, Eigenverlag
WWF Forum Energiesteuer, Eigenverlag, 1994
Weizsäcker, Ernst U.v. Der Faktor 4, Droemer-Knaur, 1995



Anmerkungen
[i] So heißt es in einem Papier der Grünen: „ Dies bedeutet, dass die menschliche Arbeitskraft aus wirtschaftlichen Gründen wieder an Attraktivität gewinnt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“ (siehe Die Grünen, S. 5)[ii] Vgl. H. CH. Binswanger, 1991, S. 169ff[iii] „Ökosteuer –Sackgasse oder Ausweg?“ titelt die deutsche Greenpeace-Studie. (Siehe: Die Greenpeace, O.J) So mancher Diskutant wäre auch zu fragen: Soll Erdaushub wieder händisch statt mit einem Bagger, das Getreide wieder mit der Sense gemäht und mit dem Dreschflegel anstatt mit dem Mähdrescher gedroschen werden, schwere Lasten von Menschen getragen werden statt von einem Hubstapler, .....?[iv] „Earth in the Balance“ nennt Al Gore sein Buch (deutsch: „Wege zum Gleichgewicht“). Dieses Gleichgewicht sei also wieder herzustellen. Die Natur befindet sich allerdings nie in einem Gleichgewicht, sondern in einem ständigen negativ rückgekoppelten Veränderungsprozess.[v] Etwa: was kostet ein Toter? Was kostet eine bestimmte Gesundheitsschädigung? Der Eingriff in das Landschaftsbild? Zum Thema ‚Kostenwahrheit’ siehe noch weiter unten.[vi] Sehr grundsätzlich rechnet Capra mit der neoklassischen ‘mathematischen Wirtschaftswissenschaft’ ab, wie Jaeger zusammenfasst: „Die automatische Selbstregulierung der Märkte hin zu markträumenden Gleichgewichtspreisen als stets gegebenes Faktum hinzustellen, entspräche einem newtonschen-kartesianischen Denken, das sich angesichts der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit als völlig unrealistisch erweise. Die Wertfreiheit der neoklassischen Untersuchungsmethoden entbinde den Wissenschafter jeglicher sozialer und ökologischer Verantwortung. „ (Franz Jaeger, 1994, S. 23)
[vii] Hansjörg Herr, 1986, S. 215
[viii] So meint Heinz-Peter Spahn: „Hinter diesen semantischen Innovationsversuchen steht die Intention, den Keynesianismus in eine Philosophie der Konsumnachfrage zu verkürzen und die Investitionen nunmehr der Angebotsseite der Ökonomie zuzurechnen. (H.-P. Spahn, 1986, S. 262)[ix] Diese These weist Stephan Schulmeister auf Basis empirischer Belege deutlich zurück. Siehe WIFO 1995, insbes. S. 179[x] (Netto)-Investitionen sind jene Investitionen, die über den Sockel der Ersatzinvestitionen hinausgehen. Dieser Sockel, der sich am Gesamtausmaß der Investitionen des Vorjahres bestimmt, muss im laufenden Jahr zuerst einmal erreicht werden, damit es zu Netto-Investitionen kommt. Die Schreibweise ‚(Netto)-Investitionen’ soll dabei symbolisieren, dass Investitionen eigentlich nur (Netto)-Investitionen sind. Diese bewirken die Neuverschuldung, während Ersatzinvestitionen normalerweise aus dem Cash-flow finanziert werden.[xi] Weder tut dies die neoklassische Schule noch die Steady-state-Ökonomie. (Vgl. Johann F. Mayer in: WWF, 1994) Auch aus einer Untersuchung des WIFO quillt zwischen den Zeilen das Gleichgewichtsdenken förmlich heraus. (Siehe dazu: BM f. Umwelt, Bd. 25, 1995)[xii] Moderne Ansätze, wie sie vor allem Binswanger vertritt, können diesen Geldbestand nirgends registrieren. Es gibt ihn nicht, weil Geld – wie wir noch zeigen werden – vielmehr erst und immer wieder durch Verschuldungsprozesse entstehen muss. Diese Verschuldung bzw. der Kredit macht es möglich, dass die Natur immer stärker wirtschaftlich usurpiert und genutzt werden kann. „Natur wird in Geld verwandelt“ sagt H.C. Binswanger (Binswanger, 1991). Die Dartsellung der wahren Kosten in Geld scheint daher bei dieser Betrachtung etwas paradox. Insbesondere Investitionen – und damit Verschuldung -, die für Ausbeutung von Natur oder für Reparatur von Schädigungen von Natur, Gesundheit, usw. getätigt werden, schaffen erst Geldeinkommen, die alternativ gar nicht ausgegeben werden könnten, weil sie gar nicht vorhanden wären. Wir werden also zumindest monetär reicher. Die monetäre Bewertung des Einsatzes von Natur ist daher eher politisch-pragmatisch zu sehen denn von monetärer Kostenwahrheit begründet.[xiii] So heißt es in einem Papier der Grünen: „Mehr als 90 Prozent der Abfälle kommen aus Betrieben und verursachen dort sinnlose Abfälle.“ (Die Grünen, o.J, S. S 5)
Dazu ist zu sagen: Es sind zwar ressourcen-ökonomisch sinnlose Kosten, aber nicht betriebswirtschaftlich, solange die Kosten der Vermeidung höher sind als die der Verschwendung. Bei einer ökologischen Steuerreform geht es ja gerade darum, die Kosten der Verschwendung höher zu halten als die der Vermeidung.
In jedem Fall aber gilt, dass gesamtvolkswirtschaftlich Kosten stets auch Einkommen sind. Wie viel unserer monetären Einkommen allerdings ressourcen-ökonomisch mehr als sinnlos sind, sollten wir deshalb gar nicht hinterfragen. Wenn wir diese Kosten aber alle vermeiden würden, gäbe es ceteris paribus eine gewaltige Arbeitslosigkeit.
So ist es volkswirtschaftlich auch nicht von Nachteil, wenn die Vermeidungskosten hoch sind, solange die Kosten der Verschwendung höher sind als die der Vermeidung. Hier trifft sich die Ressourcenökonomie mit der Geldökonomie.
[xiv] Hans Ch. Binswanger in H. Ch. Binswanger/ P. v. Flotow, 1994[xv] Hans Ch. Binswanger in H. Ch. Binswanger/ P. v. Flotow, 1994

[xvi] Im zeitlichen Querschnitt (gesamtvolkswirtschaftlicher Statusreport) saldieren natürlich gesamtvolkswirtschaftlich in einer geschlossenen Wirtschaft Schulden und Guthaben immer zu Null. In der Zeitachse saldieren jedoch die zukünftigen mit den gegenwärtigen Schulden ebenso wie die Guthaben untereinander nicht zu Null. Beide wachsen mit der Zeit. Da in den Querschnittsbetrachtungen stets mit Relativgrößen und nicht mit Absolutwerten operiert wird, fällt dies nicht auf. Allerdings weist eine stets positive Wachstumsrate darauf hin, dass die Absolutwerte mit der Zeit wachsen müssen. (Vgl. dazu Stephan Schulmeister in WIFO Monatsberichte 3/95, S. 165 ff)[xvii] Darum kann diese Schule das Wachstum auch nicht beschreiben – und kann sie immer noch von einem Kreislaufschema reden, welches dann nicht nur in den Köpfen der Studierenden fest verankert ist.
[xviii] Auf Kalecki aufbauend schreibt Joan Robinson in einem Beitrag aus dem Jahr 1957: „Der Überschuss der Einnahmen aus dem Verkauf von Konsumgütern über deren Lohnkosten ist gleich der Lohnsumme im Investitionsgütersektor. Die Gewinnspanne beim Verkauf von Konsumgütern hindert die Arbeiter im Konsumgütersektor daran, ihr gesamtes eigenes Produkt zu konsumieren und ermöglicht den Arbeitern im Investitionsgütersektor, am Konsum teilzuhaben. Je größer der Investitionssektor ist, desto höher sind die Gewinnspannen und desto niedriger ist das Reallohnniveau. „(J. Robinson, 1962, S. 99) Ähnlich argumentiert H. Ch. Binswanger. (Siehe Binswanger/Flotow, 1994, S. 105)
[xix] J. Robinson in Bezug auf Keynes: „ Was wichtig ist, ist das Investieren und nicht dessen Früchte. Sogar wenn die Investition nur darin besteht, Löcher in den Boden zu graben und sie wieder auszufüllen, wird sie Nachfrage erzeugen und zu einer Zunahme des Realeinkommens führen. Die Zunahme des Realeinkommens resultiert nicht aus den Löchern, sondern aus dem Prozess des Grabens, der bewirkt, dass Geld ausgegeben wird.“ (Robinson, 1962, S. 96). Die Argumentation bezüglich des Realeinkommens ist allerdings zu hinterfragen. Entstehen aus der Investition keine verkaufbaren Produkte, so führt das Geldausgeben auf Sicht zu einer Inflation und nicht zu Wachstum. H. Riese kritisiert daher den Keynesianismus, „den Anspruch einer Beschäftigungstheorie nur teilweise eingelöst zu haben. Die Vorstellung, durch Entknappung von Geld Vollbeschäftigung zu erreichen, erweist sich als Illusion.“(H. Riese, 1995)[xx] Vgl. den Kommentar von Rainer Christian in der Wirtschaftswoche 38/1995: Rainer empfiehlt die Löhne (also nicht die Lohnkosten) zu senken, weil dann die Unternehmer mit dem gleichen Geldaufwand mehr Menschen beschäftigen könnten und so die Wirtschaft wachse.[xxi] „Es wird manchmal angenommen, dass die Mittel der Kapitalisten zum Investieren von den Ersparnissen abhängen. Aber das ist nicht der Fall. Wenn dauernd gespart wird, erreichen die Einnahmen nicht die Ausgaben der Unternehmer, und diese sind zum Geldleihen gezwungen, um Investitionen zu finanzieren. Aber wenn sonst niemand spart, sind ihre Gewinne umso größer, und sie können die Investitionen aus ihren unverteilten Gewinnen finanzieren, ohne borgen zu müssen. Daher passt ihnen das Geldausgeben der Öffentlichkeit besser als das Sparen.“ (J. Robinson, 1962, S. 101)[xxii] Hajo Riese bezeichnet deshalb „Geld: Das letzte Rätsel der Nationalökonomie“. In diesem Beitrag schreibt er: „1. Geld ist kein Kredit, weil es Zahlungsmittel ist. 2. Geld entsteht aus dem Kredit. Diese beiden Sätze reichen aus, dass sich das letzte Rätsel der Nationalökonomie in Wohlgefallen auflöst.“ (Riese, 1995)[xxiii] „Das Verhältnis zwischen öffentlicher und privater Tugend zeigt sich nun in einer komplizierteren Form. Für den privaten Familienvater ist es eine Tugend, vorsichtig zu sein und zu sparen. Für die Kapitalisten als Klasse betrachtet, ist es das Geldausgeben, das verdienstvoll ist; denn gerade das Ausgeben erzeugt Gewinne.“ (J. Robinson, 1962, S. 100)[xxiv] So schreibt Franz Jaeger, (HS. St. Gallen) in seinem neoklassischen umweltökonomischen Lehrbuch: „...sind die Modelle der neoklassischen Wachstumstheorie nur quasidynamisch. (..) Trotz der theoretischen Erweiterung kann also von einer Aufgabe der Zeitlosigkeit und somit von einer echten Dynamisierung des neoklassischen Gleichgewichtskonzeptes im Rahmen der auf ihm basierenden Wachstumslehre nicht gesprochen werden. „ (Franz Jaeger, 1994, S. 22ff)[xxv] Vgl. nochmals Note 1[xxvi] Die Bemühung, von einer nachhaltigen Entwicklung statt von einem nachhaltigen Wachstum zu reden, zeigt, wie sehr die monetäre Seite nicht in die Überlegungen mit einbezogen sind. Beinahe scheint es, als ob ein Problem semantisch beseitigt werden soll.[xxvii] H. Ch. Binswanger, 1991, S. 192ff
[xxviii] Raimund Dietz hat dies sehr einprägsam in einem Beitrag dargestellt. Siehe: R. Dietz, Geld und moderne Gesellschaft, in Pastoralamt der Diözese Linz, 1995[xxix] In meinem Beitrag ‘Der Zins in der modernen Geldökonomie’ beschreibe ich das ausführlich. Siehe dazu E. Dorfner in Binswanger/Flotow, 1994.
[xxx] So rankt sich die Thematik der Emanzipation der Frauen um das Thema ‘Erwerbsarbeit’ und damit um Geld, das nur hier (originär) verdient werden kann. Geld macht unabhängig: So auch die Frau vom Mann. Geld aber macht auch abhängig: Vom System, das es hervorbringt.[xxxi] Hans Jonas, 1987[xxxii] „Produktion heißt ... Verwandlung von Natur in geldwerte Waren und schießlich in Geld. (H.C. Binswanger, 1991, S 17)
[xxxiii] Hier sei nochmals an das weiter oben gebrachte Zitat von Binswanger erinnert: „‘Die List der Vernunft’ (Hegel), die im geldwirtswirtschaftlichen System wirkt, besteht nun darin, dass sich die Produzenten durch Aufnahme von Krediten aus neugeschöpftem Geld gleichzeitig die Nachfrage schaffen, die nötig ist, damit sie ihre (bereits fertigen E.D)Waren mit Gewinn ansetzen können.“
[xxxiv] Vgl. dazu H.Ch. Binswanger, in Binswanger/Flotow, 1994, S. 103ff.[xxxv] „Die Vorstellung, dass der Wirtschaftsprozess einen ‚Anfang’ hat, an dem ein aufgeschatzter Geldbestand steht, erweist sich damit als Fiktion“. (H.P. Spahn, 1986, S. 168)[xxxvi] Die reine Dienstleistungsgesellschaft, die selbst nicht aus sich heraus investiert, ‘das Land der Kellner und Schilehrer’, bringt selbst kein Geld hervor. Eine derartige Volkswirtschaft wird von anderen ‘industriell-investiven’ Volkswirtschaften mit deren Geld alimentiert . (Vgl. dazu auch die Aussagen von Gudrun Biffl, WIFO, in OÖN vom 31.08.95 : „Produktionsorientierte Dienstleistungen stehen und fallen mit der Produktion.“)[xxxvii] Hier spricht das Energiesteuermodell der Grünen immer von Investitionen in den öffentlichen Verkehr- Ich meine dagegen, dass dies öffentlicher Konsum ist, solange dies aus Steuermitteln und nicht durch öffentliche Verschuldung finanziert wird.
[xxxviii] D.h. Konsumausgaben, die nicht durch Sparen bei anderen Konsumausgaben, sondern durch eine gesamtvolkswirtschaftliche Neuverschuldung erzielt werden.
[xxxix] Wie das alles funktioniert, beschreibt H. Ch. Binswanger ausführlich in Binswanger/Flotow, 1994, S. 82ff . Anzufügen ist, dass die obige Beschreibung insofern verkürzt ist, als die Geldeinnahmen ja weitgehend zur Tilgung der alten Schulden verwendet werden und somit das gesamte wieder investierte Geld durch Kredite neugeschöpft werden muss.
[xl] Durch den marktwirtschaftlichen Wettbewerb allein werden nur Quasirenten (A. Marshall) möglich, d.h. Gewinne des einen bedingen Verluste von anderen.[xli] „Der Gewinn aus der Tätigkeit eines jeden Jahres ist gleich dem Wert dessen, was während des Jahres zum Kapital hinzugeschlagen wurde, aber da die Wirtschaft sich ständig ausweitet, sind die Investitionen in jedem Jahr größer als im Vorjahr“ So J. Robinson. (J. Robinson, 1962, S. 99). Ähnlich H. Ch. Binswanger 1994: „Die Gewinnsituation lässt sich nur aufrechterhalten, wenn die (Netto)-Investitionen von Periode zu Periode wachsen. (Binswanger, in Binswanger/Flotow, 1994, S.107)[xlii] Bildliche Darstellung bei H. Ch. Binswanger, 1991, S. 52, erstmalig veröffentlicht 1972[xliii] Im Gegensatz zu den Unternehmen kann er (der Staat) aber nicht einen Teil der Verschuldung durch Gegenbuchung als Vermögen neutralisieren, sondern muss die Verschuldung offen ausweisen.“ (Binswanger/Flotow, 1994, S. 113)[xliv] Siehe Schmidt-Bleek, 1994, E.U.v. Weizsäcker, 1995[xlv] Die von Periode zu Periode steigenden Netto- und Gesamtinvestitionen werden bislang auf eine immer weiter steigende Produktionsmenge /Stückzahl umgelegt. Daraus resultieren die sgn. Skalenerträge (Economic of scale). Was dann bei geringerem Stoffdurchsatz etwa durch längere Lebensdauer der Produkte passiert, ist ungeklärt bzw. noch nicht einmal diese Frage gestellt. Die weiterhin steigenden Investitionen – d.h. es wird immer mehr Geld investiert – müssen in den Folgeperioden auf immer weiter sinkende Stückzahlen umgelegt werden. Zwischen dem monetären BSP und der Menge an realen Gütern öffnet sich die Schere immer weiter.[xlvi] Mit Bezug auf Max Webers Protestantische Ethik schreibt Albert O. Hirschmann: „Mit anderen Worten: Wie konnte es geschehen, dass Handel, Bankwesen und ähnliche, dem Gelderwerb dienende Tätigkeiten an einem bestimmten Punkt der Moderne ehrbar wurden, nachdem sie Jahrhunderte lang als Geiz, Gewinnsucht und Habgier verurteilt und verachtet wurden?“ (Hirschman, 1987, S. 17) H. geht in diesem Essay dieser Frage nach und rekonstruiert, dass die harmlose Habgier zur Abwehr aller anderen menschlichen Leidenschaften instrumentalisiert wurde.[xlvii] Georg Simmel spricht von „substanzgewordenen Sozialfunktionen“, die die sozialen Beziehungen zwischen Menschen ersetzen. (Georg Simmel, Philosophie des Geldes, zitiert nach O. Ramstedt, in Binswanger/Flotow, 1994.)[xlviii] Wenn man die Literatur durchsieht, finden sich immer wieder nur diese Vorschläge. Vgl. etwa Binswanger/Ginsburg, 1979, J. Huber, 1979, 1985, Ulrich Duchrow, 1994[xlix] Siehe Hansjörg Herr, 1986, S. 214 ff.
[l] Befürchtungen über ‘den Ruf nach dem starken Mann’ äußerte Kardinal Franz König in der ORF-Sendung „Orientierungen“ (Sommer 1995) als Folge des Überhandnehmens von Partikularinteressen vor den gemeinschaftlichen Anliegen einer Gesellschaft, so dass in dieser Richtung ‘nichts mehr geht’.
[li] Stephan Schulmeister, WIFO 3/1995, S. 165ff
[lii] „Seit Ende der siebziger Jahre liegt der Zinssatz in den wichtigsten Industrieländern durchwegs über der Wachstumsrate. Unter diesen Bedingungen können die Unternehmen, aber auch der Staat die Relation zwischen ihren Schulden und dem BIP nur dann stabilisieren, wenn sie Überschüsse in der Primärbilanz (Bilanz vor Zahlung der Zinsen) erzielen. Tatsächlich drehte der Unternehmenssektor seine Primärbilanz von einem Defizit in einem permanenten Überschuss, indem er seine Investitionen von realer zu finanzieller Veranlagung verschob. Sachkapital und Schulden der Unternehmer wuchsen daher langsamer als das BIP. Bei anhaltend hohen Überschüssen der privaten Haushalte konnte es dem Staat nicht gelingen, selbst Primärüberschüsse zu erzielen, seine Verschuldung ist in den letzten 15 Jahren in nahezu allen Industrieländern überdurchschnittlich gestiegen.“ (St. Schulmeister, in WIFO 3/1995, S. 165)
[liii] St. Schulmeister, in WIFO 3/1995, S. 179
[liv] St. Schulmeister, in WIFO, 3/1995, S. 180
[lv] vgl. Fußnote 31[lvi] Dies bestätigt meine Überlegungen. (Siehe E. Dorfner in Binswanger/Flotow, 1994, S. 157ff)
[lvii] vgl. dazu Zitat Fußnote 26
[lviii] „Die (..) Strategie bestünde darin, Konsolidierungsmaßnahmen zu setzen, welche die Investitions- und Verschuldungsbereitschaft der Unternehmer nicht verringern bzw. die Konsumquote der Haushalte erhöhen - etwa durch Senkung des verfügbaren Einkommens jener Schichten, die darauf stärker mit einer Reduktion ihres Sparens als ihrer Nachfrage reagieren“ (z.B. Kürzung von Transferleistungen für die einkommensstärksten Schichten oder höhere Besteuerung der Zinserträge, ... (St. Schulmeister, WIFO 3/1995, S. 179)
[lix] Diese Hinweise gewinnen mit den laufenden Gesprächen über das Budget 1996 deutlich an Aktualität.[lx] Zuwenig Investitionen bedeutet danach zuwenig Sparen, das wiederum zu niedriger Zinnsatz. Demnach haben die Monetaristen eine Hochzinspolitik verfolgt, die mit Schuld trägt an dem gegenwärtigen Budgetdilemma.[lxi] Das heißt, dass der Staat für öffentlichen Konsum unbegrenzt Kredite aufnimmt. ‚Entknappung’
liegt aber nicht vor, wenn für Unternehmen Kredite für ein ausreichendes Wachstum zur Verfügung stehen, das über die Höhe des Notenbankzinssatzes grob gesteuert wird.
[lxii] „Der Zustand des Vertrauens, wie er genannt wird, ist ein Faktor, dem die Geschäftsleute immer die tiefste und sorgfältigste Beachtung schenken.“ (J. M. Keynes, 1935, S. 125)




3 Kommentare:

rebeccaholsen hat gesagt…

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